Lady MacBethad Titelseite
Englisches Buch Historisch Neuerzählung

Ich, Lady Macbeth

Rezension zu „Ich, Lady Macbeth“ von Isabelle Schuler

Meine Bewertung:
2 Sterne von 5
Cover "Ich, Lady Macbeth"

Details:
Titel: Ich, Lady Macbeth
Originaltitel: Lady MacBethad
Autorin: Isabelle Schuler
Übersetzung: Charlotte Breuer, Norbert Möllemann
Verlag: Heyne
Seiten: 400
Kauflink: Amazon
Preis: 22,00 € (D) Taschenbuch; 4,99 € (D) E-Book

Klappentext:

Schottland, 11. Jahrhundert: Mächtige Männer kämpfen um den Thron. Daher wagt das Mädchen Gruoch kaum zu hoffen, was ihre Großmutter, eine Druidin, prophezeit: Als spätere Königin wird Gruoch die christliche Welt ihres Vaters und das heidnische Erbe ihrer Mutter miteinander versöhnen – und selbst zur Legende werden. Jahre später verlässt sie ihre Heimat und ihren Jugendfreund Macbeth, um sich mit dem auserwählten Thronfolger, Duncan, zu verloben. Doch am königlichen Sitz in Scone wird ihr Traum schnell zum Albtraum. Sie tut, was sie tun muss, um zu überleben. Denn eines Tages soll sich ihr Schicksal erfüllen. Nur mit der Liebe hat sie nicht gerechnet.

Innenseite Titelseite: Darauf steht "You know how the story ends. This is how it begins..."
Meine Meinung:

„Lady MacBethad“ wurde mir freundlicherweise vom Bloomsbury Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Auf meine Meinung hat dies keine Auswirkungen.
Die zur Verfügung gestellte Version war eine „Advanced Reader Copy“ (ARC). Es ist möglich, dass sich Änderungen zur im Handel erhältlichen Version ergeben.

Im Königreich Alba im 11. Jahrhundert erhält Gruoch eine Prophezeiung: Sie wird eines Tages Königin und verewigt werden. Angetrieben von diesen Worten wird dies ihr einziges Ziel, für das sie bereit ist, fast alles zu opfern – auch ihre Gefühle für ihren Jugendfreund Macbeth, als sie die Chance bekommt, sich mit dem Thronfolger Duncan zu verloben. Doch als sie mit diesem nach Scone reist, merkt sie schnell, dass sie nicht für die Hofpolitik und Intrigen gewappnet ist.

Ich persönlich fand dieses Buch leider zeitweise eher anstrengend zu lesen. Dies lag hauptsächlich an zwei Gründen. Der größere war für mich definitiv der Schreibstil – dieser wirkte allgemein sehr distanziert. Zudem wurden nur sehr selten Szenen tatsächlich gezeigt. Meistens erzählte Gruoch lange Zeitspannen im Schnelldurchgang, ohne dass ich als Leserin ein wirkliches Gefühl für die Orte und Menschen um sie herum bekommen konnte. Zuerst dachte ich, dass dies vielleicht nur ihre Kindheit betreffen würde, aber leider wurde das gesamte Buch bis zum Ende auf diese Weise erzählt.

Der zweite Grund, den ich etwas anstrengend fand, war Gruoch selbst. Sie war sehr eindimensional dargestellt und ihre Handlungen wirkten oft eher wie zufällig ausgewählt. Ihr gesamter Charakter basierte auf dem Ziel, Königin zu werden, allerdings schien es nicht so, als ob sie sich jemals Gedanken darüber gemacht hätte, wie dies geschehen sollte. Sie ist regelmäßig geradezu überrascht, wenn ihr Leute sagen, dass sie als Frau dazu einen entsprechenden Mann heiraten muss. Und auch wenn ich ihren Wunsch, einfach so Königin, ohne Mann, zu werden, nachvollziehen konnte, hätte ich mir gewünscht, dass sie dann darüber nachgedacht hätte, wie sie dies erreichen könnte, anstatt immer wieder überrascht davon zu sein, dass manche Dinge in der Gesellschaft, in der sie lebt nicht so einfach funktionieren.

Gruoch ist zudem auch noch extrem unsympathisch dargestellt. Teils wirkt sie, als ob ihr alle Menschen um sie herum komplett egal wären. Und ich kann mir vorstellen, dass genau das das Ziel der Autorin war – eine meisterhafte Manipulatorin, für die alle anderen nur Werkzeuge sind. Leider ist sie aber eher naiv und muss ständig von anderen gerettet werden. Ich hatte hier leider das Gefühl, dass der Charakter, den ich erlebt habe weit von dem entfernt war, den die Autorin hier schreiben wollte und konnte einfach nicht nachvollziehen, wieso gewisse Charaktere ihr trotzdem immer wieder geholfen haben.

Cover des ARCs zu "Lady MacBethad"

Dennoch gab es einige spannende Nebencharaktere im Buch, auch wenn diese leider eher blass blieben, aufgrund der Probleme mit dem Schreibstil. Ich hätte mir gewünscht, dass das Potenzial hier ausgeschöpft worden wäre.

Was mir insgesamt trotz allem gut gefallen hat, war die Geschichte. Die Autorin hat sich an der historischen Figur Gruoch orientiert, welche die Vorlage für Lady Macbeth war. Ihr Leben nachzuverfolgen, ihre Einstellung zu den Religionen in ihrem Leben und so vieles mehr – und dann selbst zu recherchieren – hat mich sehr fasziniert.

Bei meiner Recherche sind mir allerdings ein paar Ungereimtheiten aufgefallen, insbesondere was die Pikten angeht. Ich kann dabei jedoch nicht beurteilen, ob die Autorin sich hier künstlerische Freiheiten genommen hat, oder ob sie einfach besser recherchiert hat als ich.

Etwas unwohl habe ich mich leider mit der Homophobie im Buch gefühlt. Es gab einen schwulen Charakter und Gruoch verachtete diesen dafür, ebenso wie andere Charaktere. Diese Darstellung ist für die dargestellte Zeit und Gesellschaft natürlich verständlich. Was weniger verständlich ist, ist dass der Charakter so geschrieben war, dass er jedes negative Klischee auch tatsächlich erfüllte und daher von den Lesenden ebenso angesehen werden sollte. Ich hätte mir hier etwas mehr Reflektion von Seiten der Autorin gewünscht.

Fazit:

„Ich, Lady Macbeth“ hatte durchaus Potenzial, konnte mich aber leider nicht überzeugen. Dies lag hauptsächlich am Schreibstil und der ungenügend ausgereiften Protagonistin, allerdings haben Probleme, wie etwa eine homophobe Darstellung eines Charakters ebenfalls dazu beigetragen.

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert