Rezension zu „Ich, Ariadne“ von Jennifer Saint
Meine Bewertung:

Details:
Titel: Ich, Ariadne
Originaltitel: Ariadne
Autorin: Jennifer Saint
Übersetzung: Simone Jakob
Verlag: List
Seiten: 418
Kauflink: Amazon
Preis: 24,00 € (D) Gebunden; 16,99 € (D) Taschenbuch; 13,99 € (D) E-Book
Klappentext:
Ariadne, Tochter von König Minos und Schwester des Minotaurus, ist so ganz anders als ihre Geschwister. Aufgewachsen mit den griechischen Heldensagen, schwört sie sich, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und es nicht den Göttern zu überlassen. Jedes Jahr beobachtet sie, wie das unterworfene Athen als Tribut 14 Jugendliche nach Kreta schickt, um den Hunger des Minotaurus zu stillen. Sie lehnt sich vergeblich gegen diese Grausamkeit auf. Bis sie sich in einen der Todgeweihten verliebt. Theseus verspricht ihr, sie mit nach Athen zu nehmen, wenn sie ihm hilft, das Ungeheuer zu töten. Ariadne verrät den Zugang zum Labyrinth und schenkt Theseus einen roten Wollfaden, sodass er den Weg zurück zu ihr findet. Gemeinsam segeln sie los, doch Theseus lässt sie auf der Insel Naxos zurück. Damit beginnt Ariadnes eigene Geschichte …

Meine Meinung:
„Ich, Ariadne“ wurde mir freundlicherweise vom Ullstein Verlag als Freiexemplar zur Verfügung gestellt. Auf meine Meinung hat dies keine Auswirkungen.
Ariadne, die Tochter von König Minos, hat genug von den Göttern gesehen, um zu wissen, dass man ihnen nicht trauen kann. Ihre Mutter musste aufgrund ihrer Rache den Minotaurus zur Welt bringen und ist nun dem Spott des Volkes ausgesetzt. Als Ariadne dem Gefangenen Theseus hilft, den Minotaurus zu besiegen, muss sie fliehen. Doch statt sie zur Frau zu nehmen, setzt Theseus sie auf einer einsamen Insel aus. Sie und ihre Schwester werden zu Spielbällen der Götter, doch beide Frauen wehren sich.
„Ich, Ariadne“ erzählt verschiedene, miteinander verwobene Mythen der griechischen Mythologie nach. Dabei geht es vor allem um Ariadne, ihre Schwester Phädra, Theseus und Dionysos, doch auch Dädalus, Ikarus und andere Figuren finden sich hier wieder. Die Geschichte bleibt dabei sehr eng am Original. Wer die Sagen kennt, wird hier wenig überrascht werden, da aber auch unbekanntere Sagen eingebaut wurden, wird für die meisten wohl zumindest ein Teil der Geschichte neu sein.
Geschrieben ist das Buch hauptsächlich aus Ariadnes Sicht, aber zwischenzeitlich gibt es auch Abschnitte, die von ihrer Schwester, Phädra, erzählt werden. Der Schreibstil der Autorin ist wirklich wunderschön und sehr passend für eine Neuerzählung der griechischen Mythologie, aber mir hätte es besser gefallen, wenn die Erzählstimmen der beiden Protagonistinnen klarer herausgekommen wären. Beide klingen völlig gleich, was gerade durch die Verwendung der Ich-Form etwas störend für mich war.
Aber auch inhaltlich hätte ich mir eine bessere Ausarbeitung von Ariadne und Phädra gewünscht. Ariadne hatte zu Beginn des Buches eine recht klare Richtung für ihren Handlungsstrang. Diese verlor sich aber etwa nach der Hälfte des Buches. Stattdessen griff Phädra zwischenzeitlich genau diesen Strang auf. Charakterlich passte dieser deutlich besser zu ihr, allerdings konnte er auch hier nicht zu Ende geführt werden. Dadurch hatte ich irgendwann auch das Gefühl, dass das Buch ein wenig seine Richtung verloren hatte.
Dennoch mochte ich die erzählte Geschichte sehr gerne. Die Erzählung aus Sicht einer Frau zu schreiben, war eine gute Entscheidung, denn obwohl die Handlung so eng am Original blieb, hatte diese Neuerzählung so doch eine Seite, die den Sagen etwas Neues gab. Besonders die Betonung der Grausamkeit der Götter gegenüber Frauen, um ihren Männern zu schaden, fand ich sehr gut herausgearbeitet.

Fazit:
„Ich, Ariadne“ ist eine gelungene feministische Neuerzählung der griechischen Mythologie, die allerdings davon profitiert hätte, die beiden Protagonistinnen besser herauszuarbeiten.