Rezension zu „Die Sprache der Drachen“ von S.F. Williamson
Meine Bewertung:

Details:
Titel: Die Sprache der Drachen
Originaltitel: A Language of Dragons
Reihe: A Language of Dragons; Band 1
Autorin: S.F. Williamson
Übersetzung: Nina Lieke
Verlag: Heyne
Seiten: 512
Kauflink: Amazon
Preis: 24,00 € (D) Gebunden; 6,99 € (D) E-Book
Klappentext:
London im Jahr 1923. Seit fünfzig Jahren hält der Frieden zwischen Menschen und Drachen, doch er wird zunehmend brüchig – auch, weil immer mehr Menschen gegen das strenge Klassensystem protestieren, das die Grundlage für den Friedensvertrag ist. Vivien Featherswallow ist fest entschlossen, sich haargenau an die Regeln zu halten, um an der Akademie für Drachensprache aufgenommen zu werden und damit sicherzustellen, dass ihre kleine Schwester Ursa niemals in die unterste Klasse abrutscht. Doch dann werden ihre Eltern verhaftet und Vivs Welt bricht zusammen. Verzweifelt nimmt sie einen mysteriösen Job an: In Bletchley Park soll sie die Sprache der Drachen entschlüsseln. Das Leben ihrer Familie hängt davon ab – doch je mehr Viv über die Drachensprache lernt, desto klarer wird ihr, dass alles, was sie zu wissen glaubte, eine Lüge ist …

Meine Meinung:
Vivien wünscht sich nichts sehnlicher als an der Akademie für Drachensprache aufgenommen zu werden. Ihre Mutter ist eine angesehene Forscherin für Drachensprachen und hat ihr viele beigebracht und so wäre sie perfekt geeignet. Zudem würde sie so dafür sorgen, dass sie selbst und ihre kleine Schwester nicht im Klassensystem abrutschen. Doch dann werden ihre Eltern verhaftet und Viv begeht einen verhängnisvollen Fehler, um sie zu retten. Ihre einzige Chance, sich und ihre Familie zu beschützen ist danach ein mysteriöser Job, bei dem sie ein streng gehütetes Geheimnis der Drachen entschlüsseln soll.
Dieses Buch wurde ein paar Mal mit „Babel“ von R.F. Kuang verglichen, was mich (zusammen mit der Tatsache, dass es um Drachen geht) sehr neugierig auf dieses Buch gemacht hat. Ich denke, der Vergleich ist auch zumindest teilweise berechtigt. Es geht hier um Sprache und Übersetzung und dazu bringt die Autorin so einige spannende Gedanken im Buch auf. Es ist jedoch auch eindeutig ein YA-Buch, was die Tiefe dieser Thematiken automatisch begrenzt – und hier lag dann auch mein größter Kritikpunkt am Buch.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich die Geschichte und alles rundherum sehr gelungen fand. Insbesondere Viv war eine spannende Protagonistin, deren Entwicklung in eine ganz andere Richtung ging, als ich es erwartet hatte. Ich fand hier besonders die Fragestellungen zu Moral in der Wissenschaft sehr interessant. Leider bewegte sich Vivs moralischer Kompass für meinen Geschmack zu schnell in zu viele verschiedene Richtungen und auch wenn das sicher realistisch für die Situation war, war es frustrierend zu lesen. Generell ging mir auch vieles, was Viv tat, zu glatt. So hatte sie etwa enorme Plot-Rüstung und mehr als einmal war ich ziemlich verwirrt davon, wie sie so problemlos aus einer Situation entkommen konnte.

Das Worldbuilding fand ich sehr spannend. Die Autorin stellte hier ein viktorianisches London vor, in welchem jedoch auch Drachen lebten. Es gab ein sehr fragiles Friedensabkommen, welches davon abhing, dass Menschen in einem rigiden Klassensystem leben mussten, welches für große Unzufriedenheit und Ungerechtigkeiten sorgte. Reibungen waren somit vorprogrammiert und das an verschiedenen Stellen. In der Theorie hat mir hier vieles gefallen, in der Praxis litt das Worldbuilding meiner Meinung nach darunter, dass es sich eben um eine YA-Geschichte handelte. Vieles blieb eben dann doch zu blass und einige Dinge musste man einfach hinnehmen, ohne dass diese weiter ausgeleuchtet wurden. Gerade diesem Buch hätte es meiner Meinung nach aber gut getan, wenn eben auf diese Aspekte noch mehr Raum verwendet worden wäre.
Insgesamt muss ich dennoch sagen, dass dies ein epischer Fantasyroman war, welcher zwar an Stellen mehr Potenzial gehabt hätte, mich aber trotzdem klar überzeugen konnte. Insbesondere gegen Ende gab es einige spannende Plottwists, die mich wirklich neugierig auf den nächsten Band gemacht haben.

Fazit:
„Die Sprache der Drachen“ ist ein spannender Auftakt zu einer Reihe, welche in einem alternativen London spielt. Das Worldbuilding war spannend und auch wenn hier Potenzial für mehr gewesen wäre, definitiv interessant. Die Protagonistin schlug einen interessanten Weg ein und ich mochte die Gedanken zu Sprache und Übersetzungen. Insgesamt war dies ein gelungener Roman, den ich gerne gelesen habe!