Rezension zu „Die letzte Heldin“ von Emily Tesh
Meine Bewertung:

Details:
Titel: Die letzte Heldin
Originaltitel: Some Desperate Glory
Autorin: Emily Tesh
Übersetzung: Nina Lieke
Verlag: Heyne
Seiten: 560
Kauflink: Amazon
Preis: 18,00 € (D) Taschenbuch; 9,99 € (D) E-Book
Die auf den Bildern dargestellte Edition ist eine Exklusivausgabe der Illumicrate. Sie ist in dieser Form nicht mehr im Handel erhältlich.
Klappentext:
Seit die außerirdischen Majoda die Erde zerstört haben, gibt es nur noch wenige Orte in der Galaxis, die ausschließlich von Menschen bewohnt werden. Einer davon ist die Raumstation Gaea, die Heimat der jungen Kyr. Sie ist die beste Kämpferin ihres Jahrgangs, und sie kennt nur ein Ziel: Rache für die Vernichtung der Erde zu nehmen. Doch als sie in die Kinderstation Gaeas befohlen wird, um für den Rest ihres Lebens Babys zu bekommen, und ihr Bruder auf eine Selbstmordmission muss, wird Kyr klar, dass das Oberkommando einen Fehler gemacht hat. Sie flieht von Gaea und macht sich auf die Suche nach ihrem Bruder – und muss dabei feststellen, dass alles, was sie über die Galaxis, die Menschheit und die Majoda zu wissen glaubte, eine Lüge ist …

Meine Meinung:
Kyr lebt in der letzten Enklave der Menschen. Aliens – die Majoda – haben die Erde zerstört und nun ist es an den Menschen der Raumstation Gaea, Rache zu nehmen. Kyr wurde zur Supersoldatin ausgebildet und sie stellt beim Training immer wieder Rekorde für ihren Jahrgang auf. Doch dann soll sie nicht in den Einsatz, sondern auf die Kinderstation versetzt werden, wo sie für den Rest ihres Lebens Babys bekommen soll. Ihr Bruder wird gleichzeitig auf eine Selbstmordmission geschickt. Kyr glaubt an einen Fehler des Oberkommandos und flieht, um ihren Bruder zu retten und seine Mission selbst auszuführen. Doch dabei lernt sie mehr über die Galaxie um sie herum und ihr Weltbild gerät ins Wanken.
Dieses Buch zu bewerten, fiel mir wirklich schwer. Einige Aspekte der Geschichte hätten ohne Frage mehr als die vollen fünf Sterne verdient – andere dagegen haben mich ziemlich enttäuscht. Zu Beginn war ich mir sicher, hier ein Highlight gefunden zu haben und auch wenn ich das Buch bis zum Ende hin gut fand, habe ich doch insgesamt ein wenig ambivalente Gefühle.
Aber fangen wir beim Guten an! Kyr gehörte zu den interessantesten Charakteren, die ich in diesem Jahr kennengelernt habe. Dabei war sie alles andere als sympathisch. Gaea ist eine militaristische Raumstation, auf der allen Menschen von Geburt an gewisse Werte indoktriniert werden. Gender Essentialismus und damit verbundener Sexismus, Rassismus, Xenophobie… und Kyr hat all dies verinnerlicht. Sie glaubt an Gaeas Ziel und tut alles, um selbst Teil davon zu sein. Dabei blendet sie Ungerechtigkeiten um sich herum genauso aus, wie die Gefühle ihrer Mitmenschen. Kyr zu ertragen war manchmal nicht einfach, doch als umso spannender habe ich ihren Weg und ihre Entwicklung empfunden.

Auch das Worldbuilding hat mir sehr gut gefallen. Gaea zeigte auf eindrückliche Weise, wie leicht es ist, Menschen zu indoktrinieren. Auf der anderen Seite gab es die Majoda, welche mir sehr gut gefallen haben. Ich hätte mir fast gewünscht, über diese noch mehr zu erfahren, aber alle Elemente passten hier zu der erzählten Geschichte.
Etwa um die Hälfte des Buches herum nahm die Geschichte plötzlich eine Wendung, die ich absolut nicht habe kommen sehen. Hier wurde ein Element eingeführt, von dem ich im Rahmen der Geschichte nicht besonders begeistert war, doch die Autorin hat es geschafft mich zu überraschen und dieses zunächst sinnvoll eingesetzt.
Generell ging es um viele ethische Fragen und dabei schreckte die Autorin auch nicht davor zurück, schreckliche Szenarien gegenüber zu stellen und Charaktere wie Lesende dazu zu zwingen, sich für eines davon zu entscheiden. Gerade dieser Aspekt hat mir lange das Gefühl gegeben, hier ein Highlight gefunden zu haben. Doch genau das hat dann auch dazu geführt, dass ich am Ende doch auch ein wenig enttäuscht war.
In Verbindung mit dem Element, welches etwa zur Hälfte des Buches eingeführt wurde, kam es im späteren Verlauf des Buches zu einigen seltsamen Entscheidungen, welche für mich nur bedingt nachvollziehbar waren. Dadurch wurden genau diese ethischen Konflikte meiner Meinung nach sehr vereinfacht und nicht mehr mit der Komplexität gehandhabt, welche ich mir von Sci-Fi für Erwachsene wünsche. Es wirkte, als ob das Buch in dieser Hinsicht stark in den YA-Bereich wechseln würde.
Insgesamt ist dies dennoch eine Geschichte, welche ich gerne weiterempfehlen möchte und zwar insbesondere Menschen, welche gerne Sci-Fi lesen, soziale Kritik in Büchern mögen und sich nicht von unsympathischen Charakteren abschrecken lassen.

Fazit:
„Die letzte Heldin“ ist eine spannende, dystopische Space Opera, welche sich insbesondere mit ethischen Fragestellungen und sozialer Kritik beschäftigt. Auch wenn gerade der ethische Aspekt gegen Ende nicht ganz abliefern konnte, war die Geschichte insgesamt sehr empfehlenswert!