Rezension zu „Die Gnade der Götter“ von James S.A. Corey
Meine Bewertung:

Details:
Titel: Die Gnade der Götter
Originaltitel: The Mercy of Gods
Reihe: The Captive’s Wars
Autor: James S.A. Corey
Übersetzung: Jürgen Langowski
Verlag: Heyne
Seiten: 472
Kauflink: Amazon
Preis: 24,00 € (D) Gebunden; 4,99 € (D) E-Book
Klappentext:
In der fernen Zukunft hat die Menschheit die Galaxis besiedelt. Die Erde ist nur noch ein Mythos, und auf dem Planeten Anjin weiß niemand mehr, wann und auf welche Weise die Menschen hierher gekommen sind. Dafyd Alkhor führt ein bequemes Leben als Forschungsassistent für einen brillanten Wissenschaftler und sein Team. Bis eines Tages die Raumschiffe einer Alien-Zivilisation namens Carryx auftauchen und binnen kurzer Zeit die menschliche Bevölkerung auf einen Bruchteil dezimieren. Nur die schlausten Köpfe und wichtigsten Politiker werden gefangen genommen, unter ihnen auch Dafyd, und auf die Heimatwelt der Carryx verschleppt. Und sie müssen ihren Wert für die Eroberer erst noch unter Beweis stellen. Das Schicksal der Menschheit liegt auf einmal in den Händen von Dafyd Alkhor und seinen Gefährten.

Meine Meinung:
In der fernen Zukunft lebt die Menschheit auf dem Planeten Anjin. Dafyd ist Forschungsassistent im Team von Tonner und Else und durch einen großen Durchbruch werden sie gerade gefeiert. Doch dann kommen die Carryx, eine übermächtige Alienspezies, dezimieren die Bevölkerung und nehmen die Elite mit auf ihre eigene Welt. Dort müssen sich Dafyd und das Team beweisen in einer Situation, deren Regeln sie nicht vollständig verstehen können. Und nicht alle sind bereit, kampflos aufzugeben.
Das Autorenduo James S.A. Corey konnte mich zuletzt mit der „The Expanse“-Reihe begeistern. Nach 9 Bänden, mehreren Novellen und Kurzgeschichten und einer Serie war ich davon voll und ganz begeistert und so war es klar, dass ich alles Neue von den beiden lesen würde. Und sie haben mich auch diesmal begeistern können!
Obwohl die Geschichte in einer wirklich weit entfernten Zukunft spielt, wirkt die erste Situation auf Anjin relativ vertraut. Die Menschheit ist technisch gesehen nicht so viel weiterentwickelt, als derzeit auf der Erde, wobei hier auch nicht weiter erklärt wird, woran dies liegt. Es gibt kein Wissen über die Zeit auf der Erde. Es dauert eine Weile bis die Geschichte in Gang kommt und in dieser Zeit lernt man die Charaktere kennen. Dies sind ziemlich viele und es hat eine Weile gebraucht, bis ich sie wirklich auseinander halten konnte, aber diese investierte Zeit hat sich gelohnt.
Als die Carryx schließlich kamen und alles zerstörten wurde es spannend. Weder die Charaktere noch man selbst wusste, womit man es hier zu tun hatte und nach welchen Regeln die Carryx funktionierten. Auch wenn es kurze Abschnitte aus der Sicht der Carryx gab, so blieben diese doch über lange Strecken unverständlich und wirkten bis zum Ende wirklich alienhaft. Dieser Aspekt hat mir sehr gut gefallen und hat mir immer wieder eine Gänsehaut beschert. Aber auch mehrere andere Alienspezies kamen in dieser Geschichte vor und sie alle sind auf viele Weisen andersartig. Dies war für mich ein klares Highlight des Buches.
Insbesondere die Charaktere sind den Autoren einfach perfekt gelungen. Diese waren so extrem menschlich – manche waren dabei sympathisch, andere dagegen so gar nicht. Und doch konnte man sie alle verstehen und ihr Handeln nachvollziehen.
Ich habe das Buch auf Englisch gelesen und habe dies als Herausforderung empfunden. Es gab viele Fachbegriffe und Worte, die sonst eher selten genutzt werden. Dazu gab es viele Szenen, die verwirrend zu lesen waren (was allerdings gewollt war) und dies kann auf einer Zweitsprache natürlich noch komplizierter sein.
Insgesamt muss ich aber sagen, meine Kritikpunkte an dem Buch halten sich sehr in Grenzen. Dies ist wirklich ein Meisterwerk, in welchem unterschwellig auch philosophische, soziologische und naturwissenschaftliche Fragen aufgeworfen werden. Dazu ist es an die biblische Geschichte „Daniel in der Löwengrube“ angelehnt, was es für mich noch ein wenig spannender gemacht hat. Sieht man also von Kleinigkeiten ab, wie davon, dass die Charaktere zwischendurch ziemlich schnell zu vergessen scheinen, dass das menschliche Essen knapp wird, und davon, dass ich ein wenig zwiegespalten in Bezug auf die Darstellung von psychischen Erkrankungen bin, dann ist dies wirklich ein phänomenales Buch, welches ich Sci-Fi Fans nur ans Herz legen kann!
Fazit:
Mit „Die Gnade der Götter“ hat es das Autorenduo James S.A. Corey wieder einmal geschafft, ein Meisterwerk der Sci-Fi Literatur zu schaffen. Zwischen philosophischen Fragen und einer biblisch angelehnten Geschichte, sind es aber vor allem die menschlichen Charaktere, die dieses Buch tragen.
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